Gerade in der heutigen Zeit verbringen viele Menschen die meiste Zeit vor dem Computer oder Handy und gehen kaum noch raus. Umgekehrt gibt es einen neuen Trend zum Wandern, Mountainbiken und anderen Aktivitäten im Freien. Aber wie funktioniert das Kraft tanken in der Natur eigentlich? Lade ich meine Kräfte automatisch auf oder muss ich etwas dafür tun?
Um diese Fragen beantworten zu können, beleuchten wir ein paar Beispiele näher. Beginnen wir mit dem einsamen Bergsteiger, der früh am Morgen losstartet. Er ist erfahren und geht regelmäßig in die Berge. Mal größere, mal kleinere Touren. Am liebsten ist er allein unterwegs. Er mag die Gerüche, die ihn bei seiner Wanderung begleiten. Sie sind im Morgentau noch besonders stark. Wenn er geht, verfällt er in eine Art Trance. Er setzt einen Fuß vor den anderen und wiederholt diesen Mechanismus ständig. Seine Gedanken sind anfangs noch mit Alltagsdingen beschäftigt. Doch bald wird sein Kopf leer und seine Gedanken werden ruhiger.
Jetzt beginnt er Kraft zu tanken. Obwohl der Körper, der mechanisch die Schritte setzt, sich manchmal auch etwas anstrengen muss. Es kann sein, dass er gar keine Gedanken hat. Er hat sich quasi „weg gebeamt“ und würde erschrecken, wenn man ihn von hinten ansprechen würde. Oder er besinnt sich auf seine Umgebung, ist ganz im Hier und Jetzt, nachdem seine Gedanken zur Ruhe gekommen sind. Er bewundert den Baum, welcher eine besondere Form angenommen hat. Oder er folgt mit den Augen und Gedanken dem Feuersalamander, der seinen Weg kreuzt.
Egal, ob er sich in einer Art Trancezustand befindet oder voll im Hier und Jetzt ganz aufmerksam ist, in beiden Fällen ist er voll am Kraft tanken in der Natur. Die Natur kann ihn mit den verschiedensten Energien aufladen. Das Spannende daran ist, dass die Natur dann immer das weitergibt, was dieser Mensch gerade besonders gut gebrauchen kann. 😊
Nehmen wir nun ein anderes Beispiel: Eine befreundete Gruppe an Kletterern kam extra aus ihrer Heimat angereist, um diese Wand zu bezwingen. Sie sind alle gut ausgerüstet und gut ausgebildet. Auch blicken sie auf große Erfahrung zurück. Sie scherzen und plaudern beim Zustieg zum Felsen. Gedanklich sind sie noch mit den letzten Tagen beschäftigt und erzählen einander davon. Einer erzählt von einem Extremkletterer, der fern der Heimat bei einem Versuch verunglückt ist.
Das gemeinsame Interesse dieser Gruppe Menschen ist die sportliche Aktivität. Präzession und Tempo stehen im Vordergrund. Sie haben diese Wand aufgrund des Schwierigkeitsgrades gewählt. Eigentlich ist es ihnen egal, wo diese Wand steht. Und auch, was sich drum herum befindet. Sie möchten in ihrem Tourenbuch (ich weiß jetzt nicht, ob das bei Kletterern auch so heißt 😉) diese Wand als gemeistert eintragen.
Diese Personen treten nicht in wirklichen Austausch mit der Natur und können daher auch in ihr keine Kraft tanken. Sind sie oben angekommen, sind sie meist ausgelaugt, aber auch euphorisch, weil sie diese Leistung geschafft haben. Sie haben sich in der Natur bewegt, konnten aber dennoch keine Kraft tanken.
Ich will jetzt nicht die Kletterer verurteilen, daher will ich noch ein Beispiel bringen. Es gibt nämlich auch den Kletterer, der mit einem Freund zusammen, bereits den Zustieg zur Wand genießt. Es wird kaum miteinander gesprochen. Jeder ist in seine Gedanken vertieft. Sie atmen tief die Waldluft ein und bewegen sich mit Ehrfurcht vor der Natur. Kommen sie zum Felsen, dann berühren sie das Gestein. Spüren sich in es hinein. Manche kommunizieren sogar in Gedanken mit dem Fels. Sie bitten z.B. um Erlaubnis, ihn besteigen zu dürfen.
Ehrfürchtig blicken dieses zwei Kletterer die Felswand hoch. Obwohl sie sie schon vielfach bestiegen haben, wissen sie, dass die Natur immer das letzte Wort hat. Ihr Blick geht gegen Himmel, um zu überprüfen, ob das vorhergesagte Wetter auch so eintreffen wird. Vielleicht hat es sich die Natur ja anders überlegt? Diese beiden Kletterer begehen die Wand im Einklang mit ihr. Sie können volle Kraft tanken.
Man muss jetzt aber kein Sportler sein, um in der Natur Kraft tanken zu können. Ein bewusster Spaziergang durch einen Wald oder über Wiesen ist bereits ausreichend. Wenn man sich mit den eigenen Gedanken zwingt, im Hier und Jetzt zu bleiben, wird man auch die Schönheit und Perfektion in jedem Grashalm erkennen können. Sie können einfach bewusst durch die Natur spazieren und sich der Größe der Natur bewusst sein. Oder Sie können mit Bäumen in Gedanken reden oder sie auch umarmen. In all diesen Fällen tun Sie genau das: Kraft tanken in der Natur.
Es ist dafür nicht nötig zu meditieren oder spezielle Fähigkeiten zu haben. Das Einzige, was zu tun ist, ist rauszugehen, z.B. in den eigenen Garten, in den Wald, auf die Wiese, auf die Alm, in den See oder an den Strand. Je öfter wir die Hektik unseres Berufs- und Privatlebens hinter uns lassen und uns Zeit nehmen für das Kraft tanken in der Natur, umso gesünder werden wir uns fühlen. Die Natur hat eine große Heilkraft, die wir nicht unterschätzen sollten.
Also los, weg vom PC und raus in die Natur! 😉