Das neue Jahr beginnen viele Menschen mit guten Vorsätzen. Sie wollen mit dem Rauchen aufhören, Gewicht reduzieren, sportlicher sein usw. Für Veränderung müssen wir immer bei uns selbst beginne.
In diesem Zusammenhang klingt das so logisch. Ich selbst muss mit Sport beginnen, sonst werde ich weiter unsportlich sein. Das kann niemand anderer für mich tun. Ich muss bewusst selbst kontinuierlich daran arbeiten. Und wenn es viele gibt, die sich dasselbe vorgenommen haben. Die konsequent dieses Ziel verfolgen, dann wird die Sportlichkeit der Menschen im Land steigen. Nachvollziehbar, oder?
Warum denken dann im spirituellen Umfeld viele anders darüber. Anstatt bei sich selbst zu beginnen, meinen viele, dass sie andere bekehren oder zumindest auf ihrem Weg mitnehmen müssten. Mir hat dazu der Satz von Kurt Tepperwein in einem Interview sehr gut gefallen: „Diese Gutmenschen sollten erstmal beginnen, ihre eigene Welt in Ordnung zu bringen, bevor sie sich bemüßigt fühlen, sich um die Welt der anderen zu kümmern.“ Die erstaunte Reaktion der Interviewpartnerin war lustig zu beobachten.
Gerade in der spirituellen Szene sprechen sehr viele darüber, dass es um den Aufstieg in die nächste Dimension geht und dass wir diesen nur gemeinsam schaffen können. Also im Kollektiv. Diese Interviewpartnerin gab zu, dass sie das noch nie so gesehen habe. Ja, eigentlich wird man in der spirituellen Szene eher als „egoistisch“ bezeichnet, wenn man sich in seiner spirituellen Arbeit nur um sich selbst kümmert.
Kurt Tepperweins Aussage hat für mich viel mit dem alten Sprichwort: „Jeder kehre vor seiner eigenen Tür“ gemein. Wenn ich dafür sorge, dass meine spirituelle Welt in Ordnung ist und ich ein „guter“ Mensch bin (was immer das bedeutet), dann lebe ich das vor, was ich mir auch für und von den anderen Menschen wünsche. Nehmen wir als Beispiel „Frieden“. Wie viele beten für den Frieden in der Welt oder senden Friedensenergien? Aber zeigen uns die Schlagzeilen nicht täglich, dass viele Menschen keinen Frieden wollen? Würde jetzt jeder einzelne bei sich beginnen und erforschen, was für ihn Frieden bedeutet, dann wüsste er auch, was er an sich selbst ändern müsste, um Frieden zu erleben. Beispielsweise müsste er damit beginnen, die Intentionen des Gegenübers zu verstehen, anstatt wütend zu werden.
Wenn ich nun also mit gutem Beispiel voran gehe und mein Leben sehr friedvoll ist, dann ermutigt das andere Menschen in meinem Umfeld, es mir gleich zu tun. Und diese wiederrum regen ihr Umfeld an, es auch zu versuchen. So geht es immer weiter und so entsteht mehr Frieden, als wenn ich versuche, mit meinen Gebeten oder versendeten Friedensenergien, Frieden wie aus dem Füllhorn über die Menschen auszuschütten. Denn diese „mit Frieden beglückten“ Menschen können damit nichts anfangen, wenn sie sich selbst noch nie mit dem Thema Frieden für sich auseinandergesetzt haben.
Nun habe ich das Friedensbeispiel genug ausgereizt, nehmen wir ein anderes Beispiel. So viele Menschen demonstrieren für mehr Umweltschutz. Man denke hier nur an die „Fridays-for-future“-Bewegung, wo Schüler freitags dem Unterricht fernbleiben, um für eine bessere Umwelt zu demonstrieren. Die meisten dieser Schüler gehen aber nicht zu Fuß in die Schule oder fahren mit dem Fahrrad. Nein, sie lassen sich von ihren Eltern mit dem Auto bringen. Diese Schüler machen sich keine Gedanken, wenn sie immer das neueste elektronische Spielzeug und neue Klamotten haben wollen, dass sie damit zur Wegwerfgesellschaft gehören und die Ressourcen der Umwelt massiv belasten.
Wenn diese Schüler also bei sich selbst beginnen würden, bei all ihren Handlungen zu hinterfragen, was dies für die Umwelt bedeutet. Und dann all das unterlassen würden, was der Umwelt schadet, dann würden sie einen wirklichen Beitrag leisten und nicht nur darüber reden. Hier hatte Kurt Tepperwein in dem Interview übrigens noch eine Sichtweise parat: Er meint, dass wir nach dem Gesetz von Ursache und Wirkung immer das anziehen, was wir verursacht haben. Wenn man also demonstriert, dann schickt man den Mangel dessen, was man gerne hätte, ins Universum. Und verstärkt damit das Problem, gegen das man demonstriert. Ich finde, es lohnt sich zumindest ein wenig über diese Idee nachzudenken.
Neujahrsvorsätze sind grundsätzlich etwas Gutes. Wenn man dranbleibt, um sein gesetztes Ziel zu erreichen, perfekt. Warum nehmen wir uns nicht mal statt etwas im Außen (abnehmen, Muskelaufbau) etwas im Innen vor? Keine Ahnung, was das sein könnte? Hier ein paar Beispiele: sich selbst mehr lieben. Mehr Fröhlichkeit in das eigene Leben bringen. Öfter anderen etwas Gutes tun (das vielleicht gar nichts kostet). Achtsamer durchs Leben gehen (ev. vorher darüber nachdenken, was das überhaupt bedeutet). Natur, Gerüche, Geschmack, Berührungen usw. bewusster wahrnehmen und nachspüren.
Ganz egal, was dir wichtig ist, es geht nur so: Beginne bei dir selbst!