„Man soll die Feste feiern, wie sie fallen“ – dieses alte Sprichwort hat etwas für sich. Viele Menschen vergessen im Alltagsstress darauf und nehmen das Leben nur noch ernst. Was bedeutet aber „feiern“?
Wo kommt das Wort „feiern“ überhaupt her? Im Lateinischen gibt es das Wort „festum“, welches bei uns „Fest“ heißt. Damit gemeint war ein religiöses Ereignis, wo man sich an einem Ort traf und gesellig beisammen war. „Feier“ gilt als Synonym für das Wort „Fest“. „Feiern“ bedeutete in der Vergangenheit aber auch „Ruhenlassen der Arbeit“ und „Teilnehmen an einer festlichen Veranstaltung“.
Und da sind wir schon bei einem ganz wichtigen Punkt: Lassen wir die Arbeit ruhen! Vergessen wir sie mal einfach. Wir alle brauchen auch Pause. Diese sollte abwechselnd genützt werden: Um mal in Ruhe in sich gehen zu können. Und dann wieder, um mit Freunden, Familie oder auch Fremden zu feiern.
In meiner Zeit in Sri Lanka haben mich die vielen religiösen Feste des Buddhismus und Hinduismus fasziniert. Manchmal waren es nur Rituale, denen man im Familien- und Freundeskreis gefolgt ist. Dann wiederum waren es große Feste mit Umzügen und Jahrmarkt-ähnlichen Treffen. Die Menschen sind aus ihrem – manchmal wirklich harten Alltag – ausgebrochen, haben ihr „Sonntagsgewandt“ angezogen und sind feiern gegangen. Sie feiern fröhlich und ausgelassen. In diesen Phasen sind sie frei von Sorgen und genießen die Leichtigkeit des Seins.
In unserem Kulturkreis sind es weniger religiöse Feste, aber wer mag hat vielfach die Gelegenheit auf Brauchtumsfesten, Sportveranstaltungen, Vereinsfesten usw. den Alltag hinter sich zu lassen und zu feiern. Jeder entscheidet selbst, wie viele Veranstaltungen er besuchen möchte und wie intensiv er feiert.
An dieser Stelle möchte ich auch ausdrücklich darauf hinweisen, dass feiern nichts mit der Menge an konsumierten Alkohol oder stimulierenden Substanzen zu tun hat. Lustig in Feierlaune sein kann man auch ganz ohne diese Zusätze. Und es sollte unbedingt respektiert werden, wenn in einer Runde jemand Nein zu diesen Dingen sagt.
Aber es müssen nicht große, organisierte Feste sein, die man feiern kann. In meiner Familie ist es z.B. üblich, dass wir uns mit jedem „mitfreuen“, der etwas geschafft, erlebt oder überstanden hat. So ist es für uns selbstverständlich, dass wir zum Abschluss des Schuljahres uns mit meinem Neffen zusammensetzen und den Beginn der Ferien feiern. Von den einzelnen Geburtstagen ganz zu schweigen. Es wird aber auch ein Jobwechsel, das Bestehen einer großen Prüfung (z.B. Zertifizierungsprüfung, Studienabschluss), besondere Essen (z.B. Martinigansl, Wildessen, Schilchersturm trinken (=Zeit des Federweißen), erfolgreiche Ernten (z.B. viele gefundene Schwammerl) usw. zum Anlass genommen, um gemeinsam zusammenzusitzen und zu feiern.
Bei uns findet das in der Familie statt, aber das könnte auch ein enger Freundeskreis sein, mit dem man diese Tradition pflegt. Denn, wir können uns immer aussuchen, mit wem wir feiern wollen 😉 So gibt es Interessensgruppen, z.B. eine Spielerunde oder ein Sportverein, wo das Feiern auf keinen Fall zu kurz kommt. Für die Feiermuffel: manchmal hinzugehen und mitzufeiern tut uns wirklich gut!
Wer jedoch glaubt, dass es immer anderer Personen bedarf, um feiern zu können, liegt falsch. Neben dem lauten Feiern mit viel Ausgelassenheit gibt es auch das leise Feiern mit viel Dankbarkeit und Demut. Nehmen wir als Beispiel eine gut überstandene Geburt mit einem gesunden Baby. Hier wird es (hoffentlich) verschiedene Partys im Familien- und Freundeskreis geben. Es macht aber auch Freude, wenn sich Vater und/oder Mutter in einem stillen Moment dieses Wunder nochmal bewusst machen und dankbar für jeden einzelnen Schritt sind. Das kann in einem kleinen Gebet, in demütigen Gedanken oder auch in einem Gespräch mit jemanden stattfinden, wo man mit Dankbarkeit den Ablauf erzählt.
Es kann auch zu dieser stillen Art zu feiern dazugehören, dass man sich selbst mit etwas belohnt. Angefangen von einem besonders guten Essen, über ein spezielles Getränk bis hin zu neuen Klamotten oder einen Urlaub. So lange dieses „sich selbst belohnen“ nicht zwanghaft wird, sondern zur eigenen Art des Feierns gehört, ist das kein Problem.
Feiern soll Freude und nicht Anstrengung oder Schmerz verursachen. Das ist ganz wichtig. Hier ein Beispiel: ein Ehepaar lädt regelmäßig Freunde zum selbstgemachten Gala-Dinner ein. Die Frau steht jedes Mal stundenlang in der Küche, kann sich nicht richtig an der Feier beteiligen, weil sie ständig zwischen Esszimmer und Küche hin und her hetzt. Das mag zwar für alle anderen gesellig, lustig und schön sein, aber wenn die Arbeit immer nur an derselben Person hängen bleibt, stimmt etwas nicht.
Ich habe dieses Jahr erstmals ein Fest organisiert, das ich „Tag der Freude“ genannt habe. Der Hauptzweck dieses Festes war das gemeinsame Feiern und dass alle Anwesenden Spaß und Freude haben. Es wurden Menschen aus den unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten, unterschiedlichsten Alters und von nationaler wie internationaler Herkunft zusammengewürfelt. Auf den ersten Blick hatten sie nichts gemeinsam, außer dass sie mich kannten.
Allerdings wusste ich, dass jeder einzelne Geladene etwas ganz Besonderes ist. Ich wollte ihnen etwas schenken, wovon es in dieser Zeit häufig zu wenig gibt: Freude. Die Anwesenden wurden immer wieder in andere Teams zusammengewürfelt und mussten in einer Fun Olympiade gemeinsam Aufgaben lösen sowie am Nachmittag in einer Art Challenge gemeinsam kreativ sein. Es war unglaublich schön, diesen Menschen beim Feiern zuzusehen. Wahrzunehmen, wie sich die Energie veränderte, zu etwas Nährendem, unwahrscheinlich Freudvollen.
Und letztlich geht es beim Feiern darum. Es soll uns nähren, damit wir wieder Kräfte für den Alltag und den Ernst des Lebens haben. Daher sollten wir eben immer dafür sorgen, dass das Feiern im eigenen Leben nicht zu kurz kommt!!