Unternehmensnachfolge – wie kann das gelingen?
Man kann das Familienunternehmen, das eigene Lebenswerk, nicht über den Tod hinaus führen. Es sollte daher rechtzeitig über die Unternehmensnachfolge nachgedacht werden. Findet man fähige Leute im familiären oder engeren Umfeld? Will man die Zügel ganz loslassen? Es gilt hier Lösungen zu finden.
Für diesen Artikel möchte ich ein Beispiel als Basis heranziehen, um auf ein paar Punkte näher eingehen zu können, die bei der Unternehmensnachfolge wichtig sind. Es handelt sich um ein Bauunternehmen, das der Vater des heutigen Besitzers aufgebaut hatte. Der aktuelle Besitzer, Sepp, hat es um ein Vielfaches ausgebaut, sodass dieses Bauunternehmen mittlerweile ca. 140 Mitarbeiter beschäftigt.
Es gibt zwei Söhne. Franz, der Jüngere, hat sich nie für die Baubranche interessiert, sondern ist Landschaftsgärtner geworden. Johann, der Ältere, ist Baumaschinenmechaniker und arbeitet im elterlichen Betrieb u.a. als Baggerfahrer mit. Der Besitzer ist nun 68 Jahre alt. Das Bauunternehmen schreibt moderate Gewinne. Sepp ist gesundheitlich nicht mehr ganz auf der Höhe und denkt schon seit einigen Jahren darüber nach, was er mit dem Unternehmen machen soll.
Über einen Freund von ihm hatte er von mir gehört und wi führten ein Erstgespräch über die Unternehmensnachfolge im klassischen Sinn. Er war zwar meinen hellsichtigen Fähigkeiten gegenüber etwas skeptisch, stimmte jedoch zu, dass wir diese auch nutzen. Als erstes sahen wir uns seine Söhne energetisch an. Franz schied von vornherein aus. Johann war zwar interessiert am Betrieb, hatte jedoch nicht die Fähigkeiten, um ein solches Unternehmen zu führen. Hätte er es als Geschäftsführer übernommen, wäre es mit dem Unternehmen bergab gegangen.
Nun galt es also einen fähigen Geschäftsführer zu finden. Als erstes „schauten“ wir uns die vorhandenen Nichten und Neffen an. Hier wäre zwar jemand Passender dabei gewesen, dieser hätte sich jedoch mit der Zeit mit seinem Sohn Johann, dem zukünftigen Inhaber, überworfen. Sepp hörte sich daraufhin in der Branche um und kam mit einer kurzen Liste an möglichen Kandidaten, denen er es zutraute, das Unternehmen zu führen. Außerdem hatte er einen guten Draht zu diesen Personen.
Hier waren zwei Personen dabei, die ein gutes Händchen fürs Geschäft und die Mitarbeiter hatten. Einer davon war eher traditionell, der andere eher innovativer eingestellt. Daraufhin sahen wir uns noch Johann an, in welche Richtung er das Unternehmen entwickeln würde wollen. Es stellte sich heraus, dass Johann viel mehr technisches Potenzial hatte, als er bisher ausleben konnte.
Letztlich wurde es der innovative Geschäftsführer, mit dem sich Johann sehr gut verstand und hier seine Ideen einbringen konnte. Heute kann man sagen, dass es eine sehr erfolgreiche Unternehmensnachfolge gewesen ist. Das Unternehmen ist inzwischen um 30% gewachsen und konnte seinen Marktanteil weiter ausbauen. Johann ist glücklich, nicht an der Front stehen zu müssen, sondern sich um technische Innovationen kümmern zu dürfen. Der Geschäftsführer ließ sich anfangs von Sepp coachen und die Beiden haben ein gutes Vertrauensverhältnis zueinander aufbauen können.
Was war bei dieser Unternehmensnachfolge wichtig? Der Übergebende hat sich nicht starr daran geklammert, dass sein Unternehmen genau nach seinen Vorstellungen weitergeführt wird. Für den Nachfolger ist es besser, wenn er von Beginn an das Gefühl hat, dass er freie Hand hat, das Unternehmen nach seinen Vorstellungen zu gestalten. Trotzdem wurde Sepp in die Übergabe durch sein Coaching des neuen Geschäftsführers eingebunden.
Der Übergebende war bei der Unternehmensnachfolge auch der Lösung gegenüber offen, dass der Firmeninhaber nicht gleichzeitig als Geschäftsführer agiert. Er hat verstanden, dass das Glück und die Freude seines Sohnes Johann über dem Ansehen in der Gesellschaft steht. Manches davon konnte ihm in Gesprächen nähergebracht werden.
Hier noch ein paar Beispiele von anderen Fällen der Unternehmensnachfolge: Es ging um einen Handwerksbetrieb, welcher seit Generationen im Familienbesitz war. Der Übergebende wollte anfangs nicht wahrhaben, dass niemand aus der Familie und Verwandtschaft Interesse an dem Unternehmen zeigte. Er selbst war schon über siebzig. Nachdem final geklärt war, dass die Nachkommen den Betrieb nicht wollten und sich eine fremde Leitung des Betriebs nicht gerechnet hätte, musste der Besitzer einsehen, dass der Betrieb nicht weitergeführt wurde.
Es fand sich kein Käufer für das Unternehmen selbst. So machte er weiter bis er mit fast achtzig aufhören musste. Das Werkzeug und die Maschinen konnten dann noch verkauft werden. Auch, wenn es für denjenen, der sein Unternehmen weitergeben möchte, schwer ist, zu akzeptieren, dass niemand weitermachen möchte, so muss er es doch tun.
In einem anderen Fall konnte der Opa noch mit dem Enkel eine Weile im Familienbetrieb arbeiten, bevor der Großvater die Unternehmensnachfolge regelte und den Enkel als Firmenchef einsetzte. In diesem Fall war der übergangene Sohn sehr glücklich darüber, da er für sich einen ganz anderen beruflichen Weg gewählt hatte.
Es gibt auch immer wieder Fälle, wo der Besitzer eines Unternehmens erkennt, dass niemand aus der Familie fähig wäre, das Unternehmen zu führen und die Familie zwar als Erben einsetzt, aber familienexterne Kräfte für die Schlüsselstellen einsetzt. In einem Fall wurde sogar vertraglich geregelt, welche Positionen auch in Zukunft von keinem Familienmitglied übernommen werden dürfen. Letztlich hat der Inhaber damit sein Unternehmen vor dem Ruin gerettet.
Die Lösungen sind wirklich vielfältig. Durch Coaching werden sie sichtbar gemacht. Und es ist manchmal leichter aus 5 – 6 Optionen zu wählen als aus 2 😉
- Veröffentlicht in Unternehmensberatung